Die Wanze im Haus

Mit Google Home kommt eine Wanze ins Haus © google
Google Home ©google

Aktualisiert am 21. November 2017.

Einfach mal die Füße auf der Couch ausstrecken und irgendjemand erledigt die Dinge drum herum?! Diese Unterstützung könnte jetzt Realität werden – mit der virtuellen Assistenz aus dem Hause Google.

Aufmerksam und freundlich nimmt Assistent Google Home Fragen auf, unterstützt dabei, die Einkaufsliste zu vervollständigen, lädt auf Nachfrage einen Film auf das TV, bespricht Geschäftstermine, erinnert an den Geburtstag von Onkel Justus, greift bei Bedarf auf die große Wissensdatenbank zu, schaltet das Webradio ein und reguliert auch gleich die Lautstärke. Alles adhoc und sehr zuvorkommend.

Google Home ist kompatibel

Und der neue Assistent kann noch mehr. Google Home ist kompatibel mit smarten Geräten von Samsung (SmartThings), Nest (ebenfalls aus dem Hause Google) oder Philips Hue. So kann Google Home ordentlich einheizen, das Licht dimmen oder Steckdosen fernsteuern.

Das Gerät hat Lautsprecher, zwei verbaute Mikrofone und ist über WLAN mit dem Internet verbunden. Am besten funktioniert Home, wenn es zentral in der Wohnung steht (sieht ohnehin aus wie eine Vase oder ein Duftzerstäuber). Mit „Okay, Google“ sichert man sich die volle Aufmerksamkeit des elektronischen Helferleins.

Jetzt  in Deutschland

Google Home ist seit 8. August 2017 in Deutschland für 149 € zu erwerben. Das Produkt ist die Antwort auf Amazons Lautsprecher Echo, der in den USA bereits sehr erfolgreich ist und Ende Oktober 2016 für 179,99 Euro auch in Deutschland gekauft werden kann.

Die Katastrophe rollt auf uns zu

Google Home verfügt zwar über einen Stummschaltknopf fürs Mikrofon, aber einen Ausschalter für die Lauschfunktion gibt es wohl nicht. Alle Daten, die Google Home aufschnappt, werden gespeichert, analysiert und über den Atlantik geschickt. Wohin genau, weiß nur Google.

Der Journalist Eike Kühn hat das Gerät bei Markteintritt für die Zeit getestet und nachdem er festgestellt hat, dass er für die Nutzung des Geräts sein Google-Konto mit Such- und App-Aktivtäten freigeben muss, Standortbestimmung und Geräteinformationen wie Kontakte, Kalender und Sensorinformationen abgegriffen werden und dann auch noch alle Sprachaktivitäten aufgezeichnet werden, war seine Reaktion folgende:

„Der will dann das WLAN-Passwort haben und kompletten Zugriff auf mein Google-Konto und alle meine sich dort befindlichen Daten.  Richtig gelesen. Kompletten. Zugriff. Auf. Alle. Daten. Als vergleichsweise datensparsamer Mensch springe ich an diesem Punkt gefühlt zwei Meter zurück und lese mir erst einmal das Kleingedruckte durch.“

So ein Produkt kommt mir niemals ins Haus! Dann könnte ich auch gleich mein gesamtes Familienleben zu einem 24-Stunden-Public-Viewing-Event werden lassen. Nicht nur der Besitzer des Gerätes, sondern auch alle Familienmitglieder und Gäste werden unterbrechungsfrei ausgehorcht.

Von staatlicher Seite kommen ebenfalls Bedenken. Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff (CDU) warnt vor intelligenten Sprachassistenten von Google Home oder Amazon Echo, die mit einem Mikrofon permanent ihre Umgebung belauschen.

Das bedeutet übrigens nicht, dass ich generell etwas gegen elektronische Assistenten einzuwenden hätte: Sobald diese leistungsfähig genug sind, um alle Auswertungen im Gerät selbst vorzunehmen, steht deren Einführung auch in meinem Haushalt nichts im Wege.

Auch Telekom plant jetzt smarten Lautsprecher

Die Deutsche Telekom verkündet jetzt auch (November 2017), dass sie mit einem eigenen Lautsprecher Amazon, Google und Apple Konkurrenz machen will. Der Telekom Sprachassistent soll auf „Hallo Magenta“ hören und mit hauseigenen Diensten und der vorhandenen Infrastruktur punkten. Die Telekom setzt dabei auf die Datenschutz-Karte. „Die Server befinden sich ausschließlich in Deutschland und unterliegen damit dem strengen deutschen Datenschutzrecht“, so das Unternehmen.  Bei der Entwicklung des Gerätes sind maßgeblich Forscher des Fraunhofer Instituts für Digitale Medientechnologie beteiligt. Das smarte Gerät soll noch im ersten Halbjahr 2018 im deutschen Markt eingeführt werden.

Wie ist Ihre Meinung dazu? Freue mich auf Kommentare!

Googlewatchblog: Was Google Home alles kann
Netzpolitik: Bitkom-Umfrage: Kunden wollen Sprachassistenten nicht nutzen, weil sie Unternehmen nicht vertrauen

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6 Kommentare

  1. Ich bin ganz ihrer Meinung und wundere mich täglich darüber, warum anscheinend nur so wenige Menschen kritisch die Mechanismen der digitalen Ausleuchtung hinterfragen.

    Sind wir alle so faul und bequem, dass wir einfach so die Hoheit über unsere Privatsphäre aus der Hand geben?

    Die meisten Anwender eines iPhone wissen doch gar nicht, was mit Siri, Location Tracking und anderen Tools ihres Smartphones gemacht werden kann. Und wenn sie es wissen, ist es den meisten egal.

    Apropos, zum Thema der Aufzeichung der Stimmen ist vielleicht dieser Artikel zu Adobes VoCo noch ganz interessant: http://de.engadget.com/2016/11/04/adobe-voco-bald-auch-stimme-photoshoppen/

  2. wanzen für alle! das handy für unterwegs und echo sowie home als schickes abhörgerät fürs wohnzimmer für eine optimale und individuelle produktplatzierung. ein hoch auf den kapitalismus!

  3. Clever.Die Stasi hat damals die Wanzen noch versteckt in der Wohnung. Hier darfste dafür bezahlen um abgehört zu werden. 😉

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