Von Partner-Auktionen, verschwiegenen Sprachassistenten und Black-Boxen

Bei meinen täglichen Screenings durch die Netzwelt zum Thema Datenschutz und Privatsphäre stoße ich immer wieder auf besonders interessante Gedanken, lesenswerte Beiträge, vielversprechende Innovationen oder gute Serviceseiten. Nun gibt’s in unregelmäßigen Abständen eine sogenannte „Best-of“-Liste für Sie.

Ersteigern Sie Ihren Partner!

Je mehr man über sich preisgibt, desto höher ist die Chance, dass man seinen „Seelenverwandten“ auf einer Dating-Plattform findet. Deshalb macht es Sinn, viele Angaben über sich zu hinterlegen. Wo diese sensiblen Daten landen können, zeigen Künstlerin Joana Moll und die Organisation Tactical Tech. Sie haben das Projekt „The Dating Project – An Autopsy of Online Love“ gestartet und für diesen Zweck eine Million Online-Profile für schlappe 136 Euro gekauft –  ein Großteil davon aus dem Firmengeflecht um Tinder. Auch deutsche Nutzer sind in diesem Datenpaket enthalten. 

Mit dem Datensatz startete die Gruppe eine Auktion. Versteigert werden potenzielle Partner – nicht in echt, aber mit echten Daten und Fotos – deren Identität bleibt jedoch verschleiert.

Schauen Sie mal, vielleicht sind Sie auch dabei?

Sprachassistent, der Privatsphäre schützt!?

Amazon verkaufte bislang bereits mehr als 100 Millionen Alexa-Geräte, freute sich das Unternehmen nach Weihnachten. Wie Start-up-Gründer Rand Hindi, bin ich darüber schockiert. Wie können sich Millionen von Menschen ein ständig mithörendes Gerät von einem der größten Konzerne der Welt freiwillig in Wohn- oder Schlafzimmer stellen? Rand Hindi ist einer der Köpfe von Snips. Er und seine Leute haben den gleichnamigen Sprachassistenten erfunden, der keine Cloud braucht und damit keine Nutzerdaten abgreift. Gleichzeitig verspricht Hindi, dass die Geräte genauso gut funktionieren, wie Alexa, Google Home oder Siri. Angeblich lassen sich mit Snips Privatsphäre und Künstliche Intelligenz verknüpfen, die Technologie basiert auf Deep Learning. Alles wird lokal auf dem Gerät verarbeitet. Das Geschäftsmodell beruht auf dem Lizenzverkauf an Unternehmen, die dieTechnologie in ihre Geräte integrieren. Für Endkunden gibt es diesen Sprachassistenten noch nicht, ist aber für 2019 geplant. Schön wär’s!

Auch die Mozilla Foundation will den Smart-Home-Markt aufmischen und arbeitet an einer freien Spracherkennung. Mozilla sammelt derzeit Stimmproben von Sprechern. Wer will, kann unter  https://voice.mozilla.org Sätze vorlesen und eine Software zur Spracherkennung trainieren, die als Open-Source-System angelegt ist.
Auf Mozillas IoT-Plattform „Things Gateway“ steht der Prototyp zur Verfügung.

Black-Box Schufa

Eine geheime Formel konnten die Daten-Journalisten von Spiegel und Bayerischer Rundfunk bei ihrer Recherche „Black-Box“ nicht finden. Aber die Arbeit gab Einblicke in die größte Auskunftei Schufa, ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dessen Auskünfte maßgeblich dafür verantwortlich sind, ob wir einen Handyvertrag, eine Wohnung oder einen Kredit erhalten. Die Schufa verfügt über Daten von 67,5 Millionen Personen und verkauftim Schnitt 400.000 Auskünfte – pro Tag.

Für die Studie werteten die Journalisten die Schufa-Daten von mehr als 2000 Verbrauchern aus. Heraus kam, dass in 12 Prozent der untersuchten Fälle, eine kritische Bewertung in Sachen Zahlungsfähigkeit bestand, obwohl keine Negativinformationen vorlagen.

Ich hoffe, diese Studie öffnet den Weg zu mehr Transparenz. Wir Verbraucher sollten das Recht haben, zu erfahren, wie unser Score zustande kommt, der so eine große Macht über teilweise existenziell wichtige Entscheidungen hat.

Recherche Black-Box

 

 

 

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