Scoring: Fragen Sie die Schufa, was die über Sie weiß

Scoring: Fragen Sie die Schufa @sör alex / photocase.de
Scoring: Fragen Sie die Schufa @sör alex / photocase.de

Kennen Sie § 34 BDSG? Nein? Dann sind Sie nicht allein. Ich kannte diesen Paragrafen auch nicht, bis ich mich mit dem Thema „Scoring“ auseinandersetzte.

Nach § 34 des Bundesdatenschutzgesetzes können Sie einmal im Jahr kostenlos bei jeder Auskunftei Informationen über die von Ihnen gespeicherten Daten und Ihre sogenannten Scoring-Werte verlangen. Wie Sie an diese Inhalte kommen, ist am Ende des Artikels zu finden. Jetzt erst mal zum Scoring!

Ob Bonität stimmt oder nicht, entscheidet nicht der Kontostand

Die Wanderschuhe, die Sie über den Versandhandel bestellen wollen, können Sie nur über Vorkasse zahlen. Ihre Kreditzinsen sind höher als die vom Nachbarn. Den Handyvertrag bekommen Sie zu schlechten Konditionen. Was ist denn los? Schon bevor der Vertrag digital abgeschlossen wird, wirken im Hintergrund „geheime“ Kräfte, die Sie mit einem undurchsichtigen Bewertungssystem auf Zahlungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit prüfen. 

Dabei holen der Online-Händler, die Bank oder der Telefonanbieter vor Abschluss eines Vertrages Informationen ein, um ein Bild über Ihre Bonität zu erhalten. Das geschieht elektronisch zum Beispiel bei der Schufa, der größten und bekanntesten Wirtschaftsauskunftei, oder anderen wie Creditreform, Bürgel oder arvato. Je nach Ihrer Scoring-Kennzahl, bekommen Sie dann günstige oder weniger günstige Zahlungsbedingungen, Mobilfunktarif-Angebote oder Kreditkonditionen.

Beim Scoring wird das digitale Wissen um Sie zusammengefasst

Dazu gehören persönliche Daten wie Ihr Alter, der Familienstand, Zahl der Kinder, Wohnsituation und Umzüge, aber auch bestehende Handy- und Leasingverträge, unbezahlte Rechnungen oder Insolvenzen. Diese Daten werden mittels einer mathematisch-statistischen Rechnung, wie eine Art Punktesystem, ausgewertet und dabei kommt eine Kennzahl heraus (englisch score). Diese Zahl klassifiziert Ihre Zahlungsfähigkeit. Je geringer das Risiko auf Zahlungsausfall, desto besser die Konditionen wie der Zins oder die Art der Zahlung. Haben Sie beispielsweise einen Wert von 75 Prozent, so beträgt Ihre Kreditausfallwahrscheinlichkeit 25 Prozent.

Neue Gesetze, schlechter Datenschutz?

Die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung, die bis zum Frühjahr 2018 von den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss, ruft unter den Verbraucherschützern berechtigterweise Proteste hervor. Die EU-Regelungen zum sogenannten Scoring, also zur Prüfung der Kreditwürdigkeit, sind deutlich unbestimmter als die deutschen Vorschriften. „Die Datenschutz-Grundverordnung dreht beim Thema Scoring die Zeit zurück“, klagte jüngst der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands Klaus Müller.

Algorithmen entscheiden über Ihre Kredite

Damit entscheiden Maschinen beziehungsweise Algorithmen über Ihre Bonität. Wer zum Beispiel im „falschen“ Stadtteil wohnt, wird schlechter eingestuft. Die Berechnungsmethoden sind fehleranfällig und intransparent und spiegeln nicht unbedingt die Realität. Das kann in Zukunft sehr unangenehme Folgen für Ihre Kreditwünsche und Zahlungsmöglichkeiten haben.

Was können Sie tun?

Sie können sich nicht gegen das Datensammeln beziehungsweise Scoring auflehnen, Sie können aber erfragen, was über Sie gesammelt wurde. Bei falschen Daten besteht auch die Möglichkeit Korrekturen weiterzugeben.
Dazu habe ich Ihnen diese Linkliste zusammengestellt:

Was sind Ihre Erfahrungen mit Schufa und Co?

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