Behörden-Software gehört Bürgern

Quelloffene Software
Quelloffene Software

Staatlich finanzierte Software sollte unter Open-Source-Lizenzen veröffentlicht werden. Das jedenfalls fordern mehr als 60 zivilgesellschaftliche Organisationen (darunter der Chaos Computer Club, die Digitale Gesellschaft oder DigitalCourage) in ihrer Kampagne „public money, public code“. In einem offenen Brief rufen die Initiatoren Abgeordnete auf, die rechtlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass öffentlich finanzierte Programme jedem Bürger zugänglich gemacht werden (quelloffene Software).

Die Grundfrage lautet: Warum ist mit Steuergeldern finanzierte Software nicht generell für uns alle verfügbar? „Freie Software gibt allen das Recht, Programme für jeden Zweck zu verwenden, zu verstehen, zu verbreiten und zu verbessern. Diese Freiheiten stärken andere Grundrechte wie die Redefreiheit, die Pressefreiheit und das Recht auf Privatsphäre“, so argumentieren die Initiatoren.

Ich unterstütze diese Kampagne und habe meine Unterschrift gegeben, wie bereits 11.758 Privatpersonen und 81 Organisationen (Stand: 2. Oktober 2017) – nicht zuletzt aus meiner Enttäuschung über den Untergang des LiMuX-Projektes Anfang des Jahres in München.

München stellt von Linux wieder auf Microsoft-Produkte um

Im Februar 2017 hat sich die Stadt München vom einstigen Prestigeprojekt LiMuX verabschiedet. 2003 hatte sie als erste Großstadt rund 14.000 Behörden-Computer von Windows auf Linux umgestellt. Linux ist eine quelloffene Software. Damals lobte der Stadtrat die Entscheidung, da man sich dadurch eine große Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern bewahre. Zu diesem Zeitpunkt ließ Microsoft Windows NT auslaufen und wollte seine Produkte Windows XP und Microsoft Office an die Stadt verkaufen.

Das Umdenken am Anfang des Jahres hat möglicherweise sehr politische Gründe. Oberbürgermeister Dieter Reiter war in seiner früheren Zeit als Wirtschaftsreferent maßgeblich daran beteiligt, dass die Microsoft-Konzernzentrale von Unterschleißheim nach München zog. Eine seiner ersten Amtshandlungen als Oberbürgermeister war es denn auch, auf den städtischen Rechnern wieder Microsoft-Produkte installieren zu lassen.

Quelloffene Software sorgt für Sicherheit und Unabhängigkeit

Dabei könnte Open Source Software die Digitalisierung in Deutschland vorantreiben, da die gesamte IT-Community einen Blick auf das werfen kann, was in Behörden verwendet wird. Das verhindert die Abhängigkeit von den großen internationalen Konzernen und schützt unsere Daten, denn die Überwachten (Bürger) werden zu Wächtern – und gleichzeitig zu Helfern. IT-Spezialisten im eigenen Land würden gefördert, das Open-Source-Prinzip bekäme mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit, die Akzeptanz bei den Nutzern würde steigen.

Gleichwohl ist der Aufwand zunächst etwas höher: So manche Bedienoberfläche ist nicht ganz so „smart“, wie man das von hübschen, modernen Konzernprodukten kennt. Nicht für jede neue Hardware stehen sofort Treiber zur Verfügung und für manche Probleme gibt es schlicht noch keine fertige Open-Source-Lösung. In Behörden ist also etwas Gründergeist gefragt. Der jedoch dürfte sich auf lange Sicht für uns alle auszahlen. Es würde eine neue Software-Industrie mit einer neuen Produktqualität entstehen.

 So und hier können Sie jetzt unterschreiben: https://publiccode.eu/de/

 

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