Fünf Fragen an … Christian Bennefeld

Christian Bennefeld hat die Seiten gewechselt und will mit eBlocker das Tracking unterbinden. © eBlocker

Christian Bennefeld weiß, wie Tracking funktioniert, denn er ist als Gründer von etracker seit dem Jahr 2000 Pionier in Sachen Datensammeln. Jetzt hat der Mathematiker die Seiten gewechselt und vor zwei Jahren den eBlocker auf den Markt gebracht, eine Privacy-Box, die mit einem Mini-PC und eigener Software das Tracking verhindert.

Herr Bennefeld, wir sind im Jahr 2017. Wie bewegen Sie sich in der digitalen Welt?

Ich gehöre eher der klassisch-alten Schule an. Ich kommuniziere gerne per Telefon und E-Mail. Ich muss nicht immer die neuesten Geräte haben. Ich besitze ein (überlegt kurz)  … ich glaube, es ist ein iPhone 4. Ich bin zwar aus beruflichen Gründen auf XING, LinkedIn, Twitter oder Facebook registriert, ich nutze diese Netzwerke aber eher wenig. Snapchat kenne ich beispielsweise gar nicht.

25 Jahre Internet – was war Ihr persönlicher „Meilenstein“?

Da erinnere ich mich ganz an die Anfänge des Internets, vielleicht 1991 oder 1992. Ich war noch als Student am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg tätig und alle Rechner hatten schon einen Internetanschluss. Ich ging damals mit meiner Workstation und dem Browser Mosaik 1.0 ins Netz und recherchierte mal, wie viele deutsche Universitäts-Server es gab. Da fand ich 9 oder 10. Danach schaute ich mir die Wetterkarte von Venezuela an, ich bin dort geboren und lebte mal ein Jahr in Caracas, deshalb interessierte mich das. Oje, ich bekam dann ein schlechtes Gewissen und dachte, wenn das meine Chefin erfährt. Das war ein „Ferngespräch“, das wird bestimmt irre teuer sein (lacht). Erst danach habe ich verstanden, dass das Internet nicht verbindungsorientiert arbeitet, sondern nach Datenpaketen.

Von wem aus sollte ein Impuls kommen, um der Datensammelwut großer Unternehmen entgegenzuwirken?

Das würde ich mir ganz klar vom Gesetzgeber wünschen. Wir haben ein gut funktionierendes Telemediengesetz. In § 15 Absatz 3 steht, dass jeder Bundesbürger das Recht hat, der Speicherung seiner Daten zu widersprechen. Dieses Gesetz wird aber leider praktisch nicht durchgesetzt und von den Aufsichtsbehörden und Landesdatenschutzbeauftragten kontrolliert. Google Analytics verstößt beispielweise seit Jahren gegen unsere Gesetze, und die Aufsichtsbehörden schauen einfach zu. Und wenn der Gesetzgeber untätig bleibt, dann sind die Bürger gefragt. Diese sind aber auf Fachleute wie uns angewiesen, die sich mit dem Datensammeln auskennen.

Wie sehen Sie die Herausforderungen für die nachfolgende Generation?

Was jetzt passiert, macht mir große Angst. Demokratie funktioniert nur, wenn es eine Opposition gibt. Und die wird es nicht mehr geben, wenn wir nicht mehr vertraulich kommunizieren können. Schauen Sie in die Türkei.

Die jungen Menschen, ob Millennials oder Generation Y, haben leider kein Bewusstsein mehr für ihre Privatsphäre. Sie glauben es gibt im Internet alles gratis. Aber es gibt nichts umsonst. Wenn Sie heute auf eine Website gehen, haben Sie im Durchschnitt 20 Tracker auf dieser Site. Ich zahle lieber 5 € für einen Dienst, als dass ich meine Daten umsonst hergebe. Wir haben die Aufgabe, besonders Kinder und Jugendliche über die Gefahren im Netz aufzuklären.

Wie schützen Sie sich, um Ihre Privatsphäre zu wahren?

Ich habe über meine berufliche Erfahrung bei etracker natürlich großes Wissen in Sachen Datensammeln. Vor wenigen Jahren habe ich mich zuhause mit diversen Plugins für Browser und weiterer Sicherheitssoftware geschützt. Dann habe ich mir 2010 ein iPad angeschafft und dachte, doof, dafür gibt es keine Schutzmechanismen. Dann kam der Gedanke, man sollte nicht über Software nur ein Gerät schützen, sondern mit einer Hardware alle Geräte im Heimnetz. Das war die Geburtsstunde für eBlocker. Was die Privatsphäre betrifft, können wir jetzt alle – meine Kinder, meine Frau und ich – bedenkenlos ins Internet gehen.
https://www.eblocker.com/de/

Das Interview führte Andrea Rickert

 

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