Datenschutz für Jugendliche

Interview mit Adrian Jagusch von JUUUPORT.de

Adrian über Datenschutz für Jugendliche ©juuuport
Adrian über Datenschutz für Jugendliche ©juuuport

Adrian Jagusch ist ein Kenner beim Thema Datenschutz für Jugendliche. Er verfügt über jahrelange Erfahrung als Scout bei der Beratungsplattform JUUUPORT.DE und hat schon vielen Jugendlichen bei Problemen im Netz weitergeholfen.

JUUUPORT ist eine bundesweite Beratungsplattform, auf der sich Jugendliche gegenseitig helfen, wenn sie Probleme im oder mit dem Internet haben. Ob Cybermobbing, Abzocke, Datensicherheit oder Technik – zu diesen Themen können Jugendliche anonym und kostenlos Fragen stellen.

Adrian, Du bist Scout-Mentor bei der Beratungsplattform JUUUPORT. Seit wann bist Du dabei und was sind Deine Aufgaben?

Bei JUUUPORT bin ich schon von Anfang an dabei, als die Beratungsplattform im Jahr 2010 als Projekt der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) gestartet wurde. Ich war damals 15 Jahre alt und gehörte zu den ersten ehrenamtlichen Scouts, die für die Online-Beratung ausgebildet wurden. Seitdem haben sich sowohl die Probleme der Hilfesuchenden, als auch JUUUPORT und – altersbedingt – meine Aufgaben verändert. Als Scout-Mentor bin ich heute Ansprechpartner für die jüngeren Scouts, helfe bei schwierigeren Fragen in der Beratung und bin in die Organisation und Durchführung unserer regelmäßigen Schulungen und Fortbildungen für die Scouts eingebunden.

Das Thema Datenschutz sollte von der Fragestellung angegangen werden „Wie möchte ich von anderen gesehen werden?“ statt einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für Facebook „Wie stelle ich mein Profil ein, damit mich niemand findet?“.

Wie wichtig ist das Thema Datenschutz bei Euch?

Datenschutz war und ist eines der zentralen Themen der Hilfesuchenden bei uns in der Online-Beratung. Auch wenn es nicht immer auf den ersten Blick offensichtlich ist, geht es zum Beispiel auch bei Streitigkeiten und Cybermobbing sehr häufig um datenschutzbezogene Fragen wie: „Wie kann ich meine eigenen Daten vor Missbrauch schützen?“ und „Wie wollen wir untereinander mit den Daten anderer umgehen?“.

Welche Erfahrung hast Du in diesem Zusammenhang als JUUUPORT-Scout gemacht? Welche Probleme können bei Jugendlichen auftreten, die ihre Daten nicht ausreichend schützen?

Soziale Netzwerke wie Snapchat und Instagram sind heute, verständlicherweise, aus dem Alltag der meisten Jugendlichen kaum noch wegzudenken. Bei den vielen Möglichkeiten der Kommunikation kommt es aber natürlich auch zu problematischem Verhalten, beispielsweise wenn Chats dazu benutzt werden, einzelne Klassenkameraden zu mobben oder wenn sich die Selbstdarstellung auf Instagram zu sehr von der Realität entfernt und Likes wichtiger als reale Freunde werden. Über diese (und ggf. dahinterliegende) Probleme können wir in der Beratung mit den Betroffenen auf Augenhöhe – von Jugendlichen zu Jugendlichen – sprechen. Wichtig für eine verantwortungsvolle Nutzung sozialer Netzwerke finde ich zudem, die dahinterliegenden Mechanismen wie personalisierte Werbung, Produktplatzierungen und Schleichwerbung zu verstehen.

Hast Du den Eindruck, dass Kinder und Jugendliche in der Schule dafür sensibilisiert werden?

Meiner Erfahrung nach gibt es heute bereits viele, vorwiegend junge, Lehrer, die ebenfalls mit sozialen Netzwerken groß geworden sind und einen verantwortungsvollen Umgang damit vermitteln möchten. Nichtsdestotrotz unterscheidet sich das private Nutzungsverhalten dieser Erwachsenen natürlich bedeutend von dem der heute 14- bis 18-Jährigen. Daher ist es mitunter gar nicht so einfach, hier immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Ich persönlich finde daher Ansätze am geeignetsten, die das Thema Datenschutz von einer eher ethischen Fragestellung angehen „Wie möchte ich von anderen gesehen werden?“ statt einer (in der Regel bereits veralteten) Schritt-für-Schritt-Anleitung für Facebook „Wie stelle ich mein Profil ein, damit mich niemand findet?“.

Ein eigenes Bedürfnis für Privatsphäre entwickeln Jugendliche erst mit dem Beginn der Pubertät.

Jugendliche, so lautet oftmals das Vorurteil, würden heutzutage viel zu freizügig mit ihren Daten umgehen. Wie sollten sich die Eltern hier verhalten?

Kinder haben heute häufig schon früh Zugang zu Smartphones und damit zu sozialen Netzwerken und Online-Spielen. Ein eigenes Bedürfnis für Privatsphäre entwickeln Jugendliche jedoch erst mit dem Beginn der Pubertät. Bis dieses vorhanden ist, finde ich es daher besonders wichtig, dass Kinder bei ihren ersten Erfahrungen im Internet von den Eltern begleitet werden. Auch danach sollten Eltern immer ein offenes Ohr haben, jedoch ihren Kindern auch zunehmend, im Rahmen vereinbarter Regeln, Freiheiten lassen und somit Vertrauen schenken.

Das Thema Datenschutz gilt nach wie vor als relativ trockenes Thema. Wie versucht ihr, dafür zu sensibilisieren?

In der Praxis ist Datenschutz meist gar nicht so trocken. Viele Jugendliche sind beispielsweise sehr sensibel dafür, wenn einfach Screenshots von ihren Snaps gemacht werden, ihre persönlichen Daten ohne zu Fragen weitergegeben werden oder sich jemand durch die gespeicherten Fotos wischt. Solche Dinge sind natürlich auch ein großes Thema in der Beratung und darüber hinaus versuchen wir auch auf unserer Webseite und mit Social-Media-Aktionen darüber zu informieren. JUUUPORT-Scout Kevin hat beispielsweise erst kürzlich selbstständig einen Datenschutz-Rap produziert.

Vielen Dank auch Lennart Sörnsen von JUUUPORT, Redakteur & Pressereferent!

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3 Kommentare

  1. Viele Vereine haben sich nichts ansatzweise Gedanken um den Datenschutz gemacht. Dass dieser für sie genau so gilt wie für jedes Unternehmen, wissen die oft ehrenamtlich tätigen Leiter gar nicht. Aufklärungsarbeit ist dringend erforderlich. Auch deshalb haben die Verfasser der neuen Vorschriften dies den Aufsichtsbehörden ins Pflichtenheft“ geschrieben. Leider gilt dies in großem Maße auch für die kleinen und mittelständischen Betriebe. Wegen der DSGVO den Datenschutz als neu“ zu verkaufen, ist auch so eine Farce. Das alte BDSG wurde nur nicht genügend durchgesetzt. Hoffentlich ändert sich das mit der DSGVO und dem neuen BDSG.

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