Sie überfluten Städte auf der ganzen Welt mit Fahrrädern – asiatische Bike-Sharing Unternehmen, wie zum Beispiel Mobike. Was neu ist: Mobike arbeitet mit einem Belohnungssystem. Jeder Kunde bekommt zum Start einen Score-Wert von 550 Punkten zugeordnet. Gutes Verhalten steigert die Punktezahl. Bei schlechtem Betragen – beispielsweise wenn man gegen Verkehrsregeln verstößt oder die Räder an falschen Plätzen abstellt – fällt der Kontostand. Entsprechend belohnt oder bestraft das Unternehmen den Kunden – von Freifahrten bis hin zur Kontosperrung. Mobike fordert darüber hinaus Nutzer explizit auf, Fehlverhalten anderer zu melden und belohnt dieses Denunzieren.
Der Bike-Sharing-Service aus China ist seit 2017 auf dem deutschen Markt, die Fahrräder stehen in Berlin, Düsseldorf, Köln und Hannover. Um ein Fahrrad zu nutzen, benötigt man die zugehörige Smartphone-App und räumt Mobike mit den Datenschutzbestimmungen weitgehende Rechte ein.
Unverschlüsselte Datenweitergabe bei Bikesharing
Was mit den Daten passiert, die über die App registriert werden, ist mehr als fraglich. Die Stiftung Warentest hat sechs Bikesharing-Anbieter unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass die Mehrheit der Apps Daten sendet, die für ihre Funktion nicht erforderlich wären. Mobike wird extra erwähnt: „Besonders viele persönliche Daten sendete die Android-App von Mobike – und das teilweise auch noch unverschlüsselt“, so das Fazit von Stiftung Warentest. (Und nebenbei: Auch die Sicherheit des Fahrrads wurde stark bemängelt!) Mittlerweile hat sich die Berliner Datenschutzbehörde in einem Prüfverfahren dem Bike-Sharing-Unternehmen angenommen. Auch der Datenschutzexperte Alexander Hanff hat den Umgang mit den Mobike-Nutzerdaten in einem Beitrag aufs Heftigste kritisiert.
Entsetzt bin ich – neben dem mangelnden Datenschutz – über das Belohnungs- beziehungsweise Bestrafungssystem. Menschen werden dazu animiert, andere Mitbürger anzuschwärzen. So schleicht sich chinesische Überwachungspraxis in deutsche Städte ein. Geht gar nicht!
Kleiner Exkurs zu oBike
Ende April 2019 ging durch die Presse, dass der asiatische Leihfahrrad-Anbieter oBike seine fahruntauglichen Räder nach mehrmaliger Aufforderung der Stadt München endlich wegräumen lies. In den Monaten davor überfluteten die überwiegend zerstörten Fahrräder, sehr zum Unmut vieler Münchner Bürger, die Straßen und Gehwege. Beruhigend ist, dass schon die Billig-Verleihräder von oBike in München und anderen Städten nicht angenommen wurden. Das Unternehmen, das hiesige Datenschutzregeln schlicht ignorierte, hat mittlerweile Insolvenz angemeldet.
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