Es gab in den vergangenen Monaten einige Projekte und große Recherchearbeiten rund um die Themen Datenschutz, Big Data und Privatsphäre, die sehr aufschlussreich waren und kurzfristig hohe Wellen in den Medien geschlagen haben. Leider sind sie im Alltagsgeschehen genauso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht sind.
Ich möchte auf drei Websites hinweisen, die Erschreckendes in Sachen Datenschutz und Tracking zu Tage gebracht haben. Es lohnt sich absolut, diese Seiten und Ergebnisse auch über 2016 hinaus sehr genau zu beobachten:
Do Not Track – Interaktive Doku-Reihe
Im April 2015 ging die internationale Web-Dokumentation „Do Not Track“ mit sieben Folgen online. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der französischen Produktionsfirma Upian in Zusammenarbeit mit dem BR, ARTE und dem National Filmboard of Canada (NFB). Brett Gaylor, ein kanadischer Tracking-Experte, zeichnet sich als Regisseur verantwortlich. Bereits heute wurde das Projekt mit 17 Awards prämiert.
„Do Not Track will dem Nutzer die Kontrolle zurückgeben“, schreiben die Macher. „Er soll anhand seiner eigenen Daten in Echtzeit verstehen können, wer ihn im Internet überwacht. Es soll für ihn erfahrbar werden, wie ein zweites digitales Ich entsteht, das nicht mehr von ihm selbst, sondern durch einen Algorithmus kontrolliert wird. So bekommen die Zuschauer etwa in Echtzeit anhand ihrer täglich besuchten Webseiten aufgezeigt, welche Daten-Tracker sie gerade im Internet verfolgen.“
Spielen Sie die sieben Episoden und erfahren Sie mehr über Ihr digitales Profil.
Nackt im Netz – Recherchearbeiten des NDR
Im Rahmen einer monatelangen Recherche, die Anfang November 2016 veröffentlicht wurde, gelangten Reporter des NDR an Datensätze von drei Millionen Menschen. Die meisten Informationen stammten von dem Browser-Add-on „Web of Trust“ (WOT). Ironischerweise sollte dieses Tool dazu beitragen, das Surfen im Netz sicherer zu machen. Alle Suchwörter und Webseitenbesuche von diesen drei Millionen Internetnutzern konnten fast spielend Personen zugeordnet werden und standen zum Verkauf.
Die NDR-Reporter hatten im Rahmen der Recherchearbeiten eine Scheinfirma gegründet, um an Informationen zu gelangen. Es sei gar kein Problem gewesen, Web-Daten von deutschen Internet-Nutzern zu erhalten. „Ein Unternehmen bot die nun ausgewerteten Daten schließlich als kostenlose Probe an“, schreibt der NDR. In dem Datensatz befanden sich sowohl private Personen als auch Richter, Journalisten oder Politiker. Mit den Webverläufen kamen unter anderem Bahnverbindungen, Umsatzzahlen, sexuelle Vorlieben, Webrecherchen zu Krankheiten und Drogen zutage.
Alles über die Recherche, Tipps von Experten und Hintergrundinformationen.
Krieg im Netz der Dinge – Süddeutsche Zeitung
Die Süddeutsche hat die Ergebnisse der umfangreichen Recherchearbeit „Krieg im Netz der Dinge“ ebenfalls im November 2016 veröffentlicht. In diesem Report geht es um die große Gefahr, die von vernetzten und nicht gesicherten Geräten (Internet der Dinge) ausgehen. Vernetzte Alltags-Geräte, wie Babyphones, Rollläden oder Webcams im Wohnzimmer, verletzen schon heute unsere Privatsphäre aufs Tiefste. Das Team der SZ hat nach eigener Information „viele Belege dafür gefunden, wie grundlegend unsicher die Architektur der totalen digitalen Vernetzung ist“.
Selbstcheck
Im Rahmen des Specials bietet die SZ auch einen Selbsttest an, mit dem man die Sicherheit seiner vernetzten Geräte prüfen kann. Bevor man diesen Test durchführt, muss man folgende Bedingung unterschreiben: „Zur Durchführung des Tests wird die IP-Adresse von der NSIDE Attack Logic GmbH (IT-Sicherheitsdienstleister und Kooperationspartner der SZ) verwendet, um sie mit Bedrohungsdatenbanken abzugleichen und um ein personalisiertes Ergebnis anzuzeigen.“ Laut Süddeutsche werden sämtliche personenbezogenen Daten, die bei diesem Test erhoben werden, nach Abschluss des Tests gelöscht.