Die Welt ohne Bargeld, aber mit mobilen Bezahlsystemen

erstellt am 25. September 2018
aktualisiert am 8. November 2018

Mittagspause: Schnell rüber in den Supermarkt laufen, ein Sandwich aus dem Regal holen und an die Kasse eilen. Das kann dauern: Geldbeutel heraus kramen, passendes Kleingeld suchen, dem Kassier übergeben und auf das Rückgeld warten. Die Alternative könnte das Handy sein – geöffnete App an das Terminal halten und fertig ist der Bezahlvorgang.

Mobiles Bezahlen geht viel schneller, ist bequem und einfach. Die Schweden zahlen fast nur noch bargeldlos. Das könnte auch unsere Zukunft sein. Wo wir in Deutschland beim Thema mobile payment stehen und welche Gefahren lauern, damit habe ich mich im Folgenden auseinandergesetzt.

Google Pay ist seit Sommer 2018 auf dem Markt

Seit Juni 2018 bietet Google das mobile Bezahlsystem Google Pay an. Zusammen mit einer App für Android-Geräte wird Bargeld damit unnötig. Der Konzern arbeitet zum Start mit den Kreditkartenunternehmen Mastercard und Visa, der Commerzbank, Comdirect-Bank, N26 und dem digitalen Bezahldienst boon (Wirecard) zusammen. Google Pay ist aktuell in über 15 Ländern weltweit verfügbar.

Google verspricht seinen Kunden höchste Sicherheit. Der Konzern setzt auf die Verschlüsselungstechnologien HTTPS/TLS und die Daten werden auf Cloud-Servern gespeichert und durch permanente Überwachung geschützt, so das Unternehmen.

Apple hechelt hinterher

Da möchte Apple natürlich nicht nur zusehen und kündigte an, bis zum Jahresende 2018 mit dem Bezahlsystem Apple Pay auf den Markt zu kommen. Avisiert hatte der weltweit wertvollste Konzern das bereits vor vier Jahren. Mittlerweile (Anfang November) hat Apple dazu eine offizielle Webseite für den deutschen Markt gelauncht.

Apple Pay funktioniert mit dem iPhone oder der Apple Watch und kooperiert unter anderem mit Kreditkartenunternehmen wie Mastercard, Visa und American Express und etwa 15 Banken. Bezahlen kann man außerdem an Tankstellen wie Aral und Shell, Supermärkten wie Aldi, Lidl, Netto und Real und Elektronikgeschäften wie Saturn, Media Markt, Cyberport und Gravis sowie Starbucks, McDonalds und Burger King.

Sparkassen und VR-Banken offerieren eigene Systeme

Die Sparkassen in Deutschland entschieden sich für einen Alleingang: Sie entwickelten das eigene Smartphone-Zahlsystem „Mobiles Bezahlen“. Diese Lösung funktioniert bislang nur auf Android-Handys.

Und seit August können auch etwa 85 Prozent der 915 Genossenschaftsbanken von Volks- und Raiffeisenbanken über die App „VR-Banking“ ihre Geschäfte abwickeln, so berichtet es der Verbund.

NFC-Technologie ist bereits weit verbreitet

Viele Kaufhäuser und Supermärkte sind bereits für das mobile Zahlen gerüstet. Ein Großteil der Kassenterminals beherrscht die NFC-Technologie (Near Field Communication), die die Basis für das Bezahlen per Smartphone darstellt. In einem Abstand von maximal vier Zentimetern überträgt NFC die Daten per Funk. Bei Beträgen unter 25 Euro genügt der eingeschaltete Smartphone-Bildschirm, bei Zahlungen über 25 Euro muss das Gerät mit Passwort oder Fingerabdruck entsperrt werden.

Keine Schlagkraft von deutschen Banken

Die Großen der IT-Branche haben technisch gut gemachte und einheitliche Lösungen für diverse Karten und Konten entwickelt. Darauf setzen jetzt viele heimische Banken, was wieder einmal ein Beweis dafür ist, dass es sich deutsche Unternehmen zu bequem machen und auf Software-Lösungen amerikanischer Großkonzerne warten. Bei den Sparkassen und Co. kocht jeder sein eigenes Süppchen. Sie sollten sich gemeinsam mit allen europäischen Banken um eine starke Lösung bemühen, um Google und Co. ein Produkt „made in EU“ entgegensetzen zu können. Eine vertane Chance.

Google und Apple werden noch mehr unseren Alltag bestimmen. Sie haben auf vielen Gebieten bereits eine Monopolstellung und dringen nun zusätzlich in den sensiblen Bereich des Geldes ein – natürlich zu ihren Bedingungen. Wir wissen nicht, wo unsere Daten gespeichert werden und an wen sie weitergereicht werden.

Mit den gewonnen Erkenntnissen aus Geldtransfers via mobiles Bezahlen, erwachsen auch neue Geschäftsmodelle. Ortsdaten werden mit Bezahldaten kombiniert – für ein detailliertes psychosoziales Profil. Wir werden noch gläserner, steuerbarer und abhängiger …

Bargeld ist gelebter Datenschutz

Unabhängig davon, geht durch das vermehrte bargeldlose Bezahlen auch ein Stück Unabhängigkeit verloren, denn jeder digitale Geldtransfer wird mitverfolgt und auf fremden Servern gespeichert.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen neue Bezahlmöglichkeiten, aber gegen den gläsernen Menschen. Wenn es kein Bargeld mehr gibt und das Geschäft mit dem digitalen Bezahlen unkontrolliert den Datenkonzernen überlassen wird, stehen wir unmittelbar vor der Totalüberwachung.

Kleine Anmerkung: Anfang der Woche erschien auf KuketzBlog die Meldung, dass die Sparkassen den Google-Tracker in ihrer App „Mobiles Bezahlen“ noch immer integriert haben. Klingt nicht besonders vertrauenserweckend!

TIPS – die europäische Antwort auf Apply Pay und Mastercard?

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