Was unsere Teenager heute in der digitalen Welt tun, das kann ihnen morgen beim Vorstellungsgespräch gewaltig um die Ohren fliegen – oder bei der Aufnahme in eine Krankenkasse oder bei der Kreditanfrage in einer Bank. Das ist keine kulturpessimistische Jammerei, sondern das ist Realität. Daran denkt kein Jugendlicher, wenn er sich auf Whatsapp, Snapchat oder Instagram tummelt. Es geht ihm dabei um Spaß, Unterhaltung, Dabeisein, Darstellung und Kreativität.
Selbstinszenierung gab es schon immer
Was Kinder und Jugendliche dazu treibt, sich ständig in allen möglichen und unmöglichen Situationen im Netz zu präsentieren, zu liken, zu chatten und zu kommentieren, darüber wurde auf der Veranstaltung „Be yourSELFIE“ in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) diskutiert.
„Selbstinszenierung ist kein neues Phänomen. Wir alle nutzen Medien zur Selbstdarstellung schon lange vor den Zeiten des Internets“, beruhigt Medienpsychologin Dr. Astrid Carolus von der Universität Würzburg auf dem Podium. „Bei Jugendlichen kommt hinzu, dass sie sich gerne ausprobieren, mit ihren Rollen experimentieren, eine Online-Identität suchen “, so Carolus. Das Netz könne trotz vieler Risiken bei der Weiterentwicklung des Selbst helfen.
Die total überwachte „Generation Eins“
Ein großes Risiko bei Selfies & Co. ist der Datenschutz. Kinder und Jugendliche haben heutzutage in der Regel 24 Stunden Zugang zum Netz, selbst wenn sie keine eigenen Mobilgeräte besitzen. Es genügt mit Freunden zusammen zu sein, die über ein entsprechendes Equipment verfügen. „Unsere Jugend ist die erste Generation, die total überwacht ist“, gibt Netzaktivistin Anke Domscheit-Berg zu bedenken. Daran denkt beispielsweise heute kein junges Mädchen, wenn es mit seiner Freundin auf einer „krassguten“ Party für das Snapchat-Video im bauchfreien Top vor der Kamera tanzt. Domscheit-Berg fordert von Unternehmen, dass diese klare und kurze AGBs ins Netz stellen und bitte nur so viel Daten abfragen, wie unbedingt nötig sind (Prinzip der Datenvermeidung). Außerdem brauche die Generation Selfie kundige Gesprächspartner, die aufklären, so die Publizistin.
Datenschutz als Schulfach
Die Teilnehmer auf der Veranstaltung waren vorwiegend Lehrer. Ob diese sich in der Lage fühlen, „kundige“ Gesprächspartner zu sein? Oder es begrüßen würden, wenn der Datenschutz in den Schulunterricht aufgenommen würde? Dafür machte sich jedenfalls der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar jüngst in einem Interview stark. Um einen klugen Umgang mit der digitalen Welt zu erlernen, möchte er das Schulfach „Datenschutz“ einführen.
Selbstdatenschutz
Obwohl Inszenierung ein stückweit zur Entwicklung Jugendlicher gehört, wird jedes schräge Foto und jeder dumme Kommentar für immer gespeichert. Wir Erwachsene sind in der Verantwortung, immer wieder unsere Kinder darauf hinzuweisen und sie über die Folgen aufzuklären. Das übrigens schon im eigenen Interesse: Tun die eigenen Kinder Dinge im Netz, die strafrechtlich relevant sind, und stellt sich heraus, dass die Eltern das stillschweigend geduldet haben, kann das auch für Mamas und Papas unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen. Beispielhaft hierfür ist die Rechtslage bei der Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte.
Auch Lehrer, Unternehmer und Politiker sind gefordert. Und wie sich die Kinder selbst schützen, dazu hat die Landeszentrale eine nützliche Broschüre „Selbstdatenschutz“ herausgebracht. Hier zum Download.
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