Fünf Fragen an … Dr.-Ing. Wolfgang Sander-Beuermann

Wolfgang Sander-Beuermann ©Bernd Schwabe in Hannover
Wolfgang Sander-Beuermann ©Bernd Schwabe in Hannover

Wenn sich jemand mit Suchmaschinen auskennt, dann ist es Wolfgang Sander-Beuermann. Er ist Initiator und Vorstand des gemeinnützigen Vereins SUMA-EV zur „Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs“. Nach dem Studium des Maschinenbaus promovierte er 1980 am Institut für Thermodynamik an der Uni Hannover. Zur IT kam er dann durch ein Stipendium an der Universität von Santa Barbara, Kalifornien. Anschließend arbeitete er weiter an der Uni Hannover am Regionalen Rechenzentrum für Niedersachsen und initiierte dort die Entwicklung und den Aufbau von Suchmaschinen. Nach seiner Pensionierung 2012 führt Wolfgang Sander-Beuermann diese Arbeiten im SUMA-EV weiter und ist verantwortlich für die Metasuchmaschine MetaGer.


Wir sind im Jahr 2018 – wie bewegen Sie sich in der digitalen Welt?


Solche Bewegungen beginnen meist mit dem Suchen in einer Suchmaschine. Da nehme ich natürlich in den allermeisten Fällen unsere eigene Suchmaschine: www.metager.de. Da weiß ich genau, was dahinter passiert und was wo gespeichert wird, vor allem aber: was alles NICHT gespeichert wird, nämlich meine persönlichen Daten als Nutzer.

Ich bin längst nicht mehr so viel online wie in früheren Zeiten. Ich bewege mich jetzt viel gezielter im Netz und habe gelernt, E-Mails und Nachrichten auch mal zu ignorieren. Das war kein einfacher Prozess. Auch dem Innovationshype habe ich mich zunehmend entzogen. Es muss nicht immer das neueste Geräte-Modell her.

25 Jahre Internet – was war Ihr persönlicher „Meilenstein“?

Als ich die ersten Internet-Verbindungen zu anonymen-FTP-Servern aufmachte, und sah, was damit alles möglich ist, war mir sofort klar: Dieses Medium wird die Welt grundlegend verändern. Das war vor genau 25 Jahren: 1993. Von da an stieg ich voll ein.

Damals war es noch äußerst schwierig, außerhalb der Unis überhaupt einen Internet-Anschluss zu bekommen. Nachfragen bei den großen IT-Firmen führten damals meist nur zu der ungläubigen Antwort „Internet? Nie gehört. Was soll das denn für ein Netz sein?“. Daher war es eine meiner ersten Taten im Internet, eine FAQ mit den Antworten zu der damals häufigsten Frage „Wie komme ich ins Internet?“ zu veröffentlichen, woraus 1995 das Buch „Internet: kurz und fündig“ entstand.

Von wem aus sollte ein Impuls kommen, um der Datensammelwut großer Unternehmen entgegenzuwirken?

Am wirksamsten ist es, wenn die Nutzer die großen Datenkraken meiden. Erst wenn diese bemerken, dass durch ihre Datensammelwut deren Kundschaft verloren geht, werden sie zu Änderungen bereit sein. Bei den meisten Nutzern fehlt aber immer noch das Bewusstsein für Datensparsamkeit. Edward Snowden hat zwar bei vielen Menschen etwas in dieser Richtung bewirkt, aber die große Masse hat immer noch „nichts zu verbergen“.

Daher ist es gut, wenn auch aus der Politik Impulse in diese Richtung kommen. So wie jetzt die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Besser wäre es, wenn mehr Impulse, nämlich auch aus der nationalen Politik, kämen. Da tut sich in Deutschland leider wenig.

Ich sehe eine wesentliche Herausforderung darin, dass sich nachfolgende Generationen unabhängige Strukturen aufbauen, um nicht mehr allein von den multinationalen, großen IT-Konzernen abhängig zu sein.

Wie sehen Sie die Herausforderungen für die nachfolgende Generation?

Ich sehe eine wesentliche Herausforderung darin, dass sich nachfolgende Generationen unabhängige Strukturen aufbauen, um nicht mehr allein von den multinationalen, großen IT-Konzernen abhängig zu sein. Wir sind dazu, zusammen mit einer Gruppe von Hochschulen und weiteren Interessierten, mit dem Vorschlag an die Öffentlichkeit gegangen, einen offenen Web-Index oder eine offene Suchmaschinen-Infrastruktur aufzubauen. Diese könnte entweder als öffentliche Dienstleistung oder in einem selbstorganisierten Verbund allen zur Verfügung stehen: Unentgeltlich für weitere Entwicklungen und Start-ups, und entgeltlich für alle, die sie kommerziell nutzen möchten. Damit ist dann auch eine Refinanzierung möglich.

Eine weitere Herausforderung sehe ich im Thema des vorigen Absatzes: Datenschutz umzusetzen und damit Privatsphäre im großen Maßstab zu gewährleisten.

Wie schützen Sie sich, um Ihre Privatsphäre zu wahren?

Ich nutze zum Suchen und Finden nahezu ausschließlich unsere eigene maximal Daten-geschützte und Privatsphären-gesicherte Suchmaschine MetaGer.

Wenn ich E-Mails versende, bei denen ich sicher sein will, dass niemand mitlesen kann, benutze ich PGP bzw. GPG.

Und wenn ich Kartendienste zum Autofahren, Wandern oder Fahrradfahren benötige, dann nehme ich nicht mehr die der globalen IT-Konzerne, bei denen meine geplanten Wege in der realen Welt beobachtet und gespeichert werden können, sondern unseren eigenen Dienst: http://maps.metager.de. Auch hier werden natürlich keine Nutzerdaten aufgezeichnet und man kann sich unbeobachtet auf den Karten bewegen.

Noch eine Zusatzfrage: Was für ein Verhältnis haben Sie zu Google?

Ganz einfach: Erstmal gar keines ;-). Natürlich schaue ich genau hin, was Google und andere Suchmaschinen machen. Vielleicht können wir davon lernen – in der einen oder anderen Weise. Auch damit ich sehe, was wir NICHT machen sollten.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg für Ihr Metager und das SUMA-EV.

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