- Apps senden ungefragt persönliche Daten an Facebook
- Möglich macht das eine kostenlose Schnüffel-Software von Facebook
- Appell an den Berufsethos der App-Entwickler
Namhafte Apps wie Spotify, Weather Channel oder Skyscanner schicken ungefragt persönliche Daten vom Handy an Facebook. Das kam bei zwei Untersuchungen heraus, die unabhängig voneinander von Privacy International und mobilsicher.de durchgeführt wurden. Dafür braucht es noch nicht einmal ein eigenes Facebook-Konto. Für den amerikanischen Datenkonzern ist es dann ein leichtes, Rückschlüsse auf Alter und Geschlecht, aber auch einen eventuellen Kinderwunsch (über die App „Schwangerschaft +“), Zuckerwerte („ForDiabetes“) oder den Wunsch nach einem Partner („OKCupid“, „Cuvy“, „Grindr“, „Tinder“) zu ziehen. Das Nutzerverhalten wird mithilfe eindeutiger IDs pro Gerät und installierter App getrackt und schon beim Öffnen des Programms an Facebook weitergegeben. Für den Nutzer ist diese Tracking-Methode weder zu erkennen noch zu unterbinden.
Privacy International, eine britische NGO, hatte Ende Dezember 2018 34 beliebte Android-Apps untersucht, 21 davon haben ohne Erlaubnis der Nutzer Daten an Facebook weitergeleitet.
mobilsicher.de ist nach einer umfangreichen Recherche schon Anfang Dezember letzten Jahres zu diesem Ergebnis gekommen. Bei mindestens 30 Prozent aller Android-Apps werden unbemerkt Informationen gesendet, sobald man sie startet, berichtet mobilsicher.de. Mittlerweile konnte auch nachgewiesen werden, dass iOS-Apps ebenfalls Details aus dem Leben ihrer Besitzer ausplaudern.
Facebook verteilt kostenloses Entwickler-Kit
Möglich macht diese fiese Tracking-Methode ein sogenanntes Software Development Kit, kurz SDK. Facebook stellt dieses App-Entwicklern kostenlos zur Verfügung und erleichtert ihnen damit die eine und andere Aufgabe.
Wurde eine App mit dem SDK entwickelt, enthält sie automatisch ein Modul, welches sie zum Verräter macht- unabhängig davon, ob ein Nutzer ein Facebook-Konto besitzt oder nicht. Der Mehrwert für die App-Entwickler ist, dass sie umfangreiche Nutzungs-Statistiken und -Analysen über die Verwendung ihrer Produkte erhalten und dann bei Facebook sehr zielgruppengerechte Anzeigen schalten können.
Software-Entwickler haben eine ethische Verantwortung
Für die starke Verbreitung des Tracking-SDK, dessen Verwendung übrigens gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstößt, weil Daten weder anonymisiert noch verschlüsselt werden, kann es nur zwei Gründe geben: Entweder sind sich die Entwickler des Doppellebens des „praktischen“ Tools nicht bewusst und werden daher unfreiwillig zu Facebook-Spionen, oder sie wissen sehr genau um das Innenleben des SDK und kalkulieren Nutzerschaden aus reinem Selbstzweck bewusst ein. Beides ist gleichermaßen zu kritisieren: Software-Entwickler haben eine ethische, wenn nicht sogar gesellschaftliche Verantwortung und sollten stets darauf bedacht sein, die Nutzer ihrer Produkte zu schützen!
Facebook hat auf Anfrage die Verantwortung übrigens weit von sich geschoben. Diese liege ganz klar bei den App-Betreibern, die das Datenschutzthema über die Nutzungsbedingungen mit ihren Kunden regeln müssten.
Nach der Veröffentlichung haben einige App-Betreiber reagiert und den Software-Baustein aus ihren Produkten entfernt.
Und: Diese Recherche ist erneut ein Beweis dafür, dass Facebook auch von Menschen Daten sammelt, die gar keine Mitglieder oder Kunden des Konzerns sind (Schattenprofile).
mobilsicher.de Tracking in Apps und was Sie dagegen tun können.
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